Der 15. Wiener Gemeindebezirk Rudolfsheim Fünfhaus, unter Insidern auch gern augenzwinkernd Rudolfscrime genannt, zählt rund 78.500 Einwohner. Einer der wohl bekanntesten Orte in diesem Stadtteil befindet sich an der Ecke der beiden Hauptverkehrsstraßen Johnstraße und Hütteldorferstraße: der Meiselmarkt. Hier treffen die verschiedensten Kulturen aufeinander und es herrscht immer reges Treiben. Für viele Bewohner des 15. Bezirks ist dieser Ort immer noch sehr wichtig, da hier alle Einkäufe des täglichen Bedarfs abgedeckt werden können.

Ein Markt mit einer langen Geschichte

Der Meiselmarkt wurde 1905 als Provisorium errichtet und sollte eigentlich nur vorübergehend existieren. Aber bereits acht Jahre später wurde er auf das Doppelte vergrößert, befestigt und asphaltiert und zählte somit ab 1913 zu einem amtlich anerkannten und beliebten Markt.
Kurz vor dem ersten Weltkrieg wurde er dann aufgrund der Errichtung des Technischen Museums in die Meiselstraße verlegt, der er seinen Namen zu verdanken hat und wo er auch heute noch zu finden ist. Der Markt bestand früher aus 86 fixen und 65 mobilen Ständen mit reichhaltigem Angebot.
Im Jahr 1992 wurde das Gelände des Marktes verkauft und man plante, stattdessen ein Einkaufszentrum mit angeschlossener Tiefgarage und Wohnungen zu errichten. Nach zwei Brandstiftungen in den darauffolgenden Jahren wurden die ohnehin schon stillgelegten restlichen Marktstände entfernt und man setzte die Umbaupläne in die Tat um.
Das neue Einkaufszentrum Meiselmarkt, wie es von da an hieß, wurde im November 1995 wiedereröffnet. Leider haben die baulichen Veränderungen nicht das retten können, was diesen Markt so einzigartig machte: die Atmosphäre. Der Markt, oder besser gesagt das, was davon noch übrig war, wurde ins Untergeschoss verlegt, aber die Geschäftsflächen in den zwei Etagen darüber standen jahrelang leer und wurden nicht genutzt. Erst als der Elektrofachmarkt Conrad mit einer zweistöckigen Geschäftsfläche in den Meiselmarkt einzog, erhöhte sich auch die Anzahl der täglichen Besucher wieder. Trotz dieser Bemühungen und aller damit verbundenen Maßnahmen ist es nicht gelungen, dieses Stück Wiener Kultur zu erhalten. Dieser Markt, der damals unter den Wienern sehr beliebt und bekannt war, ist schon längst Geschichte.

Der Meiselmarkt heute

Ich habe oft von älteren Generationen gehört, wie toll dieser Markt war und wie gern man dort früher einkaufen gegangen ist. Also war ich sehr erwartungsvoll wie ich vor 4 Jahren in die Nähe gezogen bin, aber leider wurden diese Erwartungen nicht erfüllt. Eigentlich graust es mir jedes Mal, wenn ich weiß, dass ich etwas einkaufen sollte und dafür in den Meiselmarkt muss. Um meine Abneigung etwas nachvollziehbarer zu machen, habe ich meine Eindrücke dokumentiert.

Wenn man den Meiselmarkt betritt, fühlt man sich wie in einer großen Halle, die sich über drei Ebenen erstreckt:
Das Erdgeschoss befindet sich auf Straßenniveau und bietet eine Auswahl an nützlichen Geschäften: DM, Spar, Heindl und Conrad.
Im Obergeschoss befindet sich ein Libro, ein Citybaumarkt und der zweite Stock des Elektronikgeschäfts Conrad.
Der eigentliche Markt aber befindet sich im Untergeschoss, das man mit der Rolltreppe erreicht. Alternativ kann man auch direkt auf Ubahnniveau zum Markt gelangen.

Ich betrete den Meiselmarkt im Erdgeschoss. Es ist 10 Uhr Vormittags und wie immer ist viel los. Die Menschen erledigen ihre täglichen Einkäufe, die meisten sind in Eile und halten sich deswegen nur kurz hier auf. Man sieht Leute die sich nur im Vorbeigehen begrüßen, manche bleiben stehen und unterhalten sich länger, denn viele kommen jeden Tag hierher und das schon seit Jahren.

Schon auf den ersten paar Metern steigen mir die verschiedensten Gerüche in die Nase. Genau kann man sie nicht zuordnen, es ist eine Mischung aus verschiedenen Lebensmitteln und Blumen, wie das für einen Markt nicht ungewöhnlich ist. Ob diese Geruchskombination ansprechend ist oder nicht, das sollte wohl jeder für sich entscheiden. Ich persönlich bin kein Fan davon, aber das schreckt mich vorerst nicht ab.
Im Erdgeschoss befinden sich in der Mitte Sitzmöglichkeiten vor den Geschäften . Hier trifft man immer viele verschiedene Menschen an. Sowohl unauffällige, aber auch jene, die zu tief ins Glas geschaut haben, diverse Substanzen konsumieren oder keinen festen Wohnsitz haben. Vor allem jetzt zur kalten Jahreszeit ist das nichts ungewöhnliches, denn der Meiselmarkt ist ein Ort, an dem sich Menschen gerne aufärmen und dewegen auch verweilen. Leider ist dadurch die Atmosphäre teilweise richtig schiach und ich persönlich hatte noch nie das Bedürfnis mich dort hin zu setzen.
Ich fahre die Rolltreppe hinunter um mir das eigentliche Herzstück anzusehen, den Markt. Verschiedene Stände reihen sich aneinander, die meisten sind fix und das ganze Jahr über hier zu finden. Es gibt diverse Fleischgeschäfte, Gemüsehändler, Imbissbuden, Kleidungs- und natürlich Blumengeschäfte. Viele Stände stehen auch leer, es sind also nicht alle Plätze besetzt. Ich gehe an den Ständen vorbei, das Gemüse sieht eigentlich sehr gut aus, ich überlege mir etwas zu kaufen. Doch dann steigt mir ein seltsamer Geruch in die Nase. Es riecht nicht gut, gar nicht gut. Ich versuche den Ursprungsort zu lokalisieren, drehe mich um und sehe einen Geflügelstand. Der Verkäufer lächelt mich an, leider kann ich dieses Lächeln nicht erwiedern, weil ich damit beschäftigt bin schnell das Weite zu suchen. Ich fahre also die Rolltreppe wieder rauf und bewege mich aus dem Gebäude. Für heute habe ich genug gesehen und gerochen.

Fazit:

Ich habe den Meiselmarkt bereits mehrmals besucht und meine Empfindung ist jedesmal gleich: richtig schiach. Die Atmospäre ist kalt, unsicher und nicht sehr einladend. Die Leute sind größtenteils komisch und solche Kandidaten, um die man lieber einen großen Bogen macht. Die Marktstände sind grundsätzlich nicht schlecht, aber an manchen Stellen mangelt es an Hygiene, was zu einer starken Geruchsbildung führt. Alles in allem also ein Ort, an dem man sich eigentlich nur so lange aufhält wie notwendig ist und den man auch nur besucht, wenn es wirklich nicht anders geht.

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